Von KMD Christoph D. Minke - Intendant des Schönberger Musiksommers
Wie wir soeben erfuhren, verstarb in der vergangenen Nacht der bedeutende Kirchenmusiker, Komponist und „Organistenmacher“ Manfred Schlenker. Nicht nur durch das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit KMD Christoph D. Minke war er mit Schönberg verbunden, sondern mit seiner Musik in Konzerten und Gottesdiensten stets präsent – wie in unzähligen Kirchen und Gemeinden. Als besonders einprägsam erinnern wir die Aufführung seines Oratoriums „Epitaph für Stephanus“ 2016, bei der er gemeinsam mit seiner erst im Januar verstorbenen geliebten Frau Ursula anwesend gewesen war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Schlenker_(Komponist)
Von 1982 bis 1987 war ich als Student der Kirchenmusikschule Greifswald Schüler von LKMD Manfred Schlenker. Bereits von 1978 an hatte ich durch das Kirchenmusikstudium meiner älteren Schwester Kontakt zur damaligen Kirchenmusikschule. Die Eindrücke waren so bestimmend, dass ich den gleichen Weg zu beschreiten willens war und nicht mehr davon abzubringen.
Also muss das Wirken von Manfred Schlenker schon damals für mich mehr gewesen sein, als nur die Erfüllung seiner vielfältigen offiziellen Aufgaben. Prägend war für mich, dass bei aller hohen Kunst, um die es nun einmal geht in einem Studium der Musica Sacra, auch die „erdigen“ Themen zu ihrem Recht kamen.
War unter den Bedingungen der damaligen Mangelwirtschaft in den Zimmern der Studierenden etwas zu reparieren, war sich der Direktor nicht zu schade, auch selbst einmal den „Blaumann“ überzuziehen. Dahinter steht einerseits eine pragmatische Geisteshaltung, gepaart mit großer Demut, das Wissen: auch die eiwandfrei funktionierende Sanitäreinrichtung gehört ggf. zur Verkündigung. In dem der „Chef“ so zuweilen den Studentinnen und Studenten diente, machte er vor, wie es für die zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein würde: Anpacken, wo es nötig ist, eine Richtung haben, d.h. wissen, WOFÜR es letztendlich nötig ist, zum Dienen bereit sein auch auf ungewöhnliche Weise, und keinesfalls vom hohen Ross her und auf das rein Fachliche begrenzt.
Dies zeichnete auch den kollegialen Umgang mit anderen Kirchenmusikern wie auch Kolleginnen und Kollegen aus dem säkularen Bereich aus. Die Achtung, die Manfred Schlenker einer Kollegin zollte, rührte nicht von der Prominenz ihrer Stelle her, sondern vom Einsatz unter den ganz spezifischen Bedingungen, für die M.S. stets ein gutes Einfühlungsvermögen besaß. In eine solche Art Wertschätzung sind natürlich auch alle anderen Menschen inbegriffen, egal welchen Berufes oder „Standes“.
Die Güter der hohen Kirchenmusik für jede Gemeinde nutzbar oder erlebbar zu machen, sollte nie an den vielleicht nur begrenzten Möglichkeiten vor Ort scheitern. Wege daraus zeigte Manfred Schlenker nicht nur während seiner Zeit als Ausbilder auf, sondern er blieb bis zuletzt als Komponist tiefgründiger und gleichzeitig praktikabler Musik diesem Anliegen treu. Er bleibt darin ein Vorbild, dessen Wirkung man sich nicht entziehen kann.
Die besondere Weite seiner Ansichten wurde in der Auswahl dessen deutlich, was er als Ausbilder an Musik nahebrachte: klassische Moderne und zeitgenössische Musik war stets auf dem Programm, und uns begeisterte gerade das! Unreflektiertes Rezipieren überkommener Repertoire-Stücke war nie seine Sache. Wir haben gelernt: es muss aktuell sein, was künstlerisch geschieht.
So gehörte M.S. auch zu den ersten, die sich im damaligen Osten um die historisch-informierte Interpretationsweise ältere Stücke bemühte. Der Ansatz war aber ein moderner, eben gerade nicht eine Musealität. Es ging darum, im Bekannten Ungehörtes freizulegen.
Auf der anderen Seite ging es auch um unbedingte Einsatzbereitschaft für die Sache. Manfred Schlenker wusste, wie wichtig eine Zurüstung für Menschen in künstlerischen Berufen ist. Ihnen wird nichts geschenkt. Nach Erarbeiten, Erlernen bzw. irgendwie anders bewerkstelligten Gewinn einer Haltung gilt es, für diese unerschrocken einzutreten. Wir durften so lernen und erfahren, wie Respekt richtig verstanden wird, denn nicht der Rang eines Menschen in einer Hierarchie allein ist respektwürdig. Wir lernten, genau hinzusehen und hinzuhören und ggf. auch Widerstand zu leisten. Für uns Studierende war immer erstaunlich – und wir bewundern dies bis heute – dass er beim Einfordern von notwendigem Widerstand als Ziel ggf. seine eigene Position und Person nicht ausnahm. Dieser Gerechtigkeitssinn ist äußerst ungewöhnlich!
Menschen wie Manfred Schlenker sind etwas ganz Besonderes und ein großer Schatz für unsere Gesellschaft. Unzählige Menschen profitierten von seinem Wirken in Vergangenheit und Gegenwart. Dies wird so bleiben.
Seiner Familie drücken wir hiermit unser Mitgefühl aus und unsere große Dankbarkeit. Dass Manfred Schlenker nun zur Ruhe gekommen sein soll, erscheint für alle, die ihn kannten, nahezu unvorstellbar. Doch in Gott ruhen heißt ja auch, dass nichts und keine Energie verloren geht.
Ruhe in Frieden!
Heute stellten Christoph Minke und Karsten Lessing den aktuellen Spielpan des Schönberger Musiksommers 2023, in einer Werkshalle von Mebak Metallbau Schönberg vor.
Wenn ein Musikfest zum bereits 37. Male einlädt, dann ist dies auch ohne „runde“ Zahl etwas Besonderes. Der Schönberger Musiksommer bleibt, der er ist, und erfindet sich doch ständig neu. Von Juni bis September lädt er jeden Dienstag in die St.-Laurentius-Kirche ein.
Bekannte Musikerinnen wie die Harfenistin Silke Aichhorn, begeisternde Ensembles wie das Landesjugendorchester, verzaubernde Stimmen wie die von Sjaella wechseln sich ab mit neu gedachter Klassik wie bei Spark, mitreißenden Arrangements wie Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ für Marimbaquartett (insbesondere für die Kinder) und frisch interpretierter Musik Alter Meister.
Doch damit nicht genug: die Werkhalle von MeBaK füllt sich mit Jazzklängen, das Bechelsdorfer Schulzenhaus mit Irish Folk und Weltmusik, der Lübseer Friedhof mit Volksliedern und der Garten der Alten Apotheke mit Boogie Woogie. Und zum Auftakt laden Schülerinnen und Schüler des Schönberger Ernst-Barlach-Gymnasiums wiederum in die Orpheum Lichtspiele.
Wer will, kann mit Brita Rehsöft an vielerlei Orten in und um Schönberg selbst zu singen versuchen. Für Geübtere ist sogar die Mitwirkung beim Brahms-Requiem zum Abschluss des diesjährigen Schönberger Musiksommers im „Offenen Chor“ möglich.
Die Ausstellungsreihe „Ortszeit“ beschert uns erneut einen tieferen Blick auf die Dinge und Geschichte um uns herum, und ein Stummfilm lernt mit musikalischen Mitteln sprechen.
Ein Miteinander zu erleben, wie es das per „Zoom“ & Co. nicht geben kann, das verspricht der Veranstalter, der Schönberger Musik & Kunst e.V.: Einheimische und Gäste begegnen sich, die Grenze zwischen Musizierenden und Publikum verwischt zuweilen, für jede Altersgruppe ist etwas dabei.
Am 25. Juni wird der 37. Schönberger Musiksommer offiziell eröffnet, und dann klingt es in und um Schönberg bis in den September.
Zu den beliebtesten und bekanntesten Kompositionen der Chorsinfonik gehört Johannes Brahms‘ Monumentalwerk „Ein Deutsches Requiem“. Es spricht Publikum wie Ausführende immer wieder gleichermaßen an. Ein intensives interaktives Erleben ist die Folge. Einer Live-Aufführung des Werkes kann man sich kaum entziehen, egal, auf welcher Seite des Podiums man sich befindet. Der Gedanke liegt nahe, für eine neuerliche Aufführung in Schönberg diese Grenze weitgehend aufzuheben.
Der Schönberger Musiksommer lädt ein, als Chorsängerin oder Chorsänger an der Aufführung zum Abschluss des 37. Schönberger Musiksommers am 10. September 2023 in der St.-Laurentius-Kirche mitzuwirken. Voraussetzung ist, dass der Notentext beherrscht wird, da es keine Proben zur Einstudierung geben wird. Notwendig ist ferner der Besuch der Proben an den beiden Tagen unmittelbar vor der Aufführung, die dann die Erarbeitung der eigentlichen Interpretation zum Inhalt haben, sowie der Haupt- und Generalprobe am Aufführungstag.
Sicher ist ein Chorprojekt mit einem Projektchor bei einem Werk dieses Niveaus ein Wagnis, jedoch ein lohnendes und überdies sehr spannendes! Kurzfristig muss ein Klangkörper aus vielerlei individuellen Stimmen geformt werden – eine interessante Herausforderung, die bleibende Eindrücke verspricht. Allerdings ist das Brahms-Requiem ein weitverbreitetes und viel praktiziertes Stück im Repertoire vieler Chöre und deren Mitglieder. Es besteht die Chance, auch für erfahrene Sängerinnen und Sänger eine neue Erfahrung mit diesem Stück herbeizuführen:
Während die Originalkonzeption des Werkes von einem sehr großen Chor (> 200 Sängerinnen und Sänger) ausgeht und entsprechend massiv instrumentiert ist, setzt das Projekt in Schönberg auf eine Version, bei der auch ein zahlenmäßig kleinerer Chor in all seinen dynamischen Schattierungsmöglichkeiten seine Chance zur differenzierten Gestaltung behält. Brahms selbst hatte seinerzeit eine Variante angeboten, die einem Kammerchor lediglich zwei Flügel gegenüberstellt. Um aber das farbliche Potenzial der verschiedenen Instrumente und die Durchhörbarkeit des Werkes zu fördern, greift die geplante Aufführung auf eine mittlerweile bewährte Version für Kammerensemble zurück, die vor einigen Jahren der Flötist Joachim Linckelmann erarbeitet hat.
Diese dritte Produktion des Brahms-Requiem für die Schönberger St.-Laurentius-Kirche wird sich also von den beiden bisher zur Aufführung gebrachten unterscheiden. Im Jahre 2005 erklang das Werk mit dem hauseigenen Chor in Zusammenarbeit mit dem „Zingster Singkreis“ in Originalgestalt und 2007 mit dem Landesjugendchor Niedersachen in der Fassung für zwei Klaviere und Pauken. Somit wird dieses Projekt in jedem Falle mehr sein als nur eine Wiederholung eines häufig gespielten Werkes.
Beherrschung des Notentextes, möglichst eigenes Notenmaterial
(alle Ausgaben möglich, Carus der Orientierung halber empfohlen)
Teilnahmebeitrag von 25,00 € auf das Konto des Schönberger Musik & Kunst e.V.
bei der SPARKASSE MECKLENBURG-NORDWEST
IBAN: DE49 1405 1000 1006 0305 29
BIC: NOLADE21WIS
Freitag, 08.09.23, 19.00-21.30 Uhr, Probe
Sonnabend, 09.09.23, 10.00-17.00 Uhr, Probentag
Sonntag, 10.09.23, 13.30 Uhr, Haupt- und Generalprobe
Sonntag, 10.09.23, 18.00 Uhr, Aufführung
Es besteht die Möglichkeit, darüber hinaus folgende Probentermine im Schönberger Katharinenhaus, An der Kirche 12, wahrzunehmen:
Mittwoch, 05.07.23, 19.00-21.30 Uhr
Mittwoch, 12.07.23, 19.00-21.30 Uhr
Mittwoch, 30.08.23, 19.00-21.30 Uhr
Mittwoch, 06.09.23, 19.00-21.30 Uhr
Wer ein Quartier benötigt, aber in Schönberg oder im nahen Umfeld Schönbergs keines bekommt, ermutigen wir, bei uns nachzufragen, um ggf. die Gastfreundschaft unter den „Stamm-Mitgliedern“ des Schönberger Chores in Anspruch zu nehmen.
St.-Laurentius-Kirche Schönberg (Mecklenburg)
Abschlusskonzert des 37. Schönberger Musiksommers
Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem
in der Fassung für Soli, Chor und Kammerensemble von Joachim Linckelmann
Brita Rehsöft (Sopran), Wolfram Teßmer (Bariton)
Offener Chor und Kammerorchester des Schönberger Musiksommers
KMD Christoph D. Minke (Leitung)
Karten: VVK 18.50 Euro / Abendkasse 20.00 Euro / Förderkarte 25.00 Euro
Bitte informieren Sie sich rechtzeitig ob die jeweilige Veranstaltung stattfindet. Alle Informationen zu aktuellen Hygiene-Regeln entnehmen Sie bitte den amtlichen Mitteilungen des Landkreises Nordwestmecklenburg.